Symposium in Wien: Bischofsamt soll Amt der Einheit sein

Pasted GraphicDas Bischofsamt soll zur Einheit führen, sowohl innerhalb der Kirchen als auch im ökumenischen Kontext: Das war der Tenor eines Symposion zur Rolle des Bischofsamts in den christlichen Konfessionen am Freitagabend in Wien. Der österreichische Militärbischof Werner Freistetter sagte dabei, ein Bischof sei nicht ein "einzeln schwebender Gipfel", sondern vielmehr Teil eines vielfältigen Netzwerks von Menschen, die in ihrem Wirkungsbereich für die Diözese sorgen. Ein guter Bischof müsse die Fähigkeit haben zuzuhören und auf alle Seiten einzugehen. In diesem Sinne sei das Bischofsamt auch im ökumenischen Kontext ein Verbindendes.

Die Stellung eines Bischofs betrachte er deswegen weniger als Position der Macht, denn als Position der Vollmacht, fügte der Militärbischof hinzu. Ein Bischof habe zwar die Vollmacht erhalten über verschiedene Sachverhalte zu entscheiden; vollzogen werden sollten diese aber immer nur innerhalb eines gemeinsamen Beratens im Kollektiv.
Zu dem Symposion im Wiener Curhaus hatten die Theologischen Kursen in Kooperation mit der Wiener Stiftung "Pro Oriente" eingeladen. Neben Freistetter nahmen die deutsche evangelisch-methodistische Bischöfen Rosemarie Wenner, der armenisch-orthodoxe Patriarchaldelegat Tiran Petrosyan, der katholische Kirchenhistoriker Klaus Unterburger, der lutherische Kirchenrechtler Karl Schwarz sowie Mönchspriester Sabri Saliba Er von der syrisch-orthodoxen Kirche teil.

Nach methodistischer Tradition sei das Bischofsamt in erster Linie als Baustein innerhalb der Pastoren und Pastorinnen zu verstehen, sagte die deutsche Bischöfin Wenner. Der Bischof oder die Bischöfin sei auch nicht mit der alleinigen Entscheidungsmacht ausgestattet, sondern müsse sich an die Abstimmungsergebnisse der Gremien und Konferenzen halten. "Ich möchte als Bischöfin Reisende sein, stets den Gemeinden zugewandt", so Wenner, die die einzige weibliche Bischöfin ihrer Kirche außerhalb der USA ist.

Das Bischofsamt in der armenisch-apostolischen Tradition sei als Bindeglied zwischen dem Katholikos, also dem geistlichen Oberhaupt, und den Gläubigen zu verstehen, skizzierte der armenisch-orthodoxe Patriarchaldelegat Petrosyan. Bischöfe müssten auf der einen Seite Wächter sein und auf der anderen Seite immer ein offenes Ohr für die Gläubigen haben.

Der Theologe Unterburger stellte in seinem Referat den starken Wandel, den das katholische Bischofsamt im Laufe der Geschichte vollzogen hat, in den Vordergrund. Bischöfe müssten heute zahlreiche ihnen zugemessene Eigenschaften bündeln und erfüllen. Gerade diese hohe Erwartungshaltung erzeuge oft eine Diskrepanz zwischen Realität und Anspruch, so der in Regensburg lehrende Kirchenhistoriker. Nachdem das Bischofamt besonders im Mittelalter in erster Linie als justizielles Amt verstanden worden sei, habe sich ab dem 19. Jahrhundert der Bischof modernen Verständnisses herausgebildet.

Auch der evangelische Kirchenrechtler Karl Schwarz verwies auf den recht weltlichen Aufgabenkatalog mittelalterlicher Bischöfe. Dies sei ja auch eine der Gründe Martin Luthers für dessen Reformbestrebungen gewesen, so Schwarz. In der evangelischen Kirche habe man allerdings recht bald in den Aufgaben ähnliche Posten schaffen müssen. Diese werden bis heute von den Superintendenten wahrgenommen, die quasi bischöflichen Charakter, was die Aufgaben anbelangt, hätten. Anders als in der katholischen Kirche werden Superintendenten konsistorial durch die Synode ernannt. Ebenso verfügen viele evangelische Landeskirchen über einen Bischof, der als "summus episcopus" (oberster Bischof) fungiert.

In der syrischen Tradition sei die Bischofsweihe mit einer Eheschließung zu vergleichen. So werde der Bischof einer Diözese zugewiesen, die er danach nicht mehr verlässt, berichtete der Mönchspriester Sabri Saliba Er. Der Bischof habe in der Diözese die Aufsichtspflicht unter den Klerikern. In der syrischen Tradition werde der Bischof mit "Mor" umschrieben, was so viel wie "mein Herr" bedeute.

Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress,
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