650 OFFENE GOTTESHÄUSER AM 9. JUNI IN DER "LANGEN NACHT DER KIRCHEN"

Glockengeläut kurz vor 18 Uhr eröffnet wie immer die österreichweite ökumenische Veranstaltung - Reformationsjubiläum ein besonderer Schwerpunkt 2017

Rund 650 Kirchen in ganz Österreich beteiligen sich heuer am 9. Juni an der "Langen Nacht der Kirchen". Dabei können die Besucher zwischen exakt 2.686 Programmpunkten wählen, wie die Veranstalter am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt gaben. In der Erzdiözese Wien findet die "Lange Nacht" bereits zum 13. Mal statt. 179 Kirchen in der Bundeshauptstadt sowie im Wein- und Industrieviertel machen heuer mit und locken mit 965 Veranstaltungen. Sie alle stünden wieder für eine "offene und die Menschen willkommen heißende Kirche", wie der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki bei der Pressekonferenz sagte. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt heuer auf dem Jubiläum "500 Jahre Reformation". Eröffnet wird die "Lange Nacht" wieder mit Glockengeläut kurz vor 18 Uhr.

Das Reformationsjubiläum habe Bedeutung, "weil wir uns an einen Umbruch im Glauben und der gesellschaftlichen Welt erinnert, einen Aufbruch in die Moderne", so Schutzki. Glaubensfragen seien so bedeutsam gewesen, "dass man für sie gekämpft hat - was vermischt mit politischen Spannungen in Verfolgung und Krieg endete". Die Frage, die sich heute stelle: "Wie kann eine Gesellschaft mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen umgehen?"

In der Gesellschaft seien die religiösen Fragen vielfach aus dem politischen und öffentlichen Leben abgedrängt worden, für viele Menschen sei Religion Privatsache geworden, die Unterschiede zwischen den Konfessionen seien vielen gar nicht mehr verständlich, sagte der Bischofsvikar. Und er stellte die Frage: "Wie schafft man es, Religion - oder besser die Werte, die von den Kirchen vertreten werden - in der Gesellschaft zur Geltung bringen?" Die Kirchen müssten mit einer Stimme auftreten, etwa wenn es gegen Hass im Internet oder für ein gedeihliches Zusammenleben der Religionen geht.

Schweigemarsch eröffnet "Lange Nacht"

In Wien startet die "Lange Nacht" mit einem speziellen "Vorprogramm", dem CSI-Schweigemarsch für verfolgte Christen. Die Veranstaltung beginnt um 16.15 Uhr und führt vom Stephansplatz zum Josefsplatz. In der nahen Augustinerkirche geht dann ab 17.30 Uhr die Schlusskundgebung in die Eröffnungsfeier der "Langen Nacht" über. U.a haben Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker ihr Kommen zugesagt.

Die beiden bestreiten auch in der Kirche St. Johann Nepomuk im zweiten Bezirk um 23. Uhr einen "Late Night Talk" zum Thema "500 Jahre Reformation". - Einer der Höhepunkte zum diesjährigen Reformationsschwerpunkt.

Die teilnehmenden Kirchen zeigen sich in der "Langen Nacht" wieder von unterschiedlichsten Seiten und bieten u.a. Musik, Kirchenführungen, Ausstellungen, Meditationen oder Gottesdienste. Allein in der Erzdiözese Wien gibt es an diesem Abend etwa 170 Kirchenführungen und um die 350 Konzerte.
Die "Lange Nacht" wird von den Kirchen des Ökumenischen Rates veranstaltet und dazu zählen neben römisch-katholischer und evangelischer Kirche auch weniger bekannte Konfessionen. So kann man in der Kirche St. Barbara im ersten Bezirk beispielsweise die byzantinische Liturgie kennenlernen, die armenisch-apostolische Kirche St. Hripsime im dritten Bezirk lädt ebenfalls zu einer Liturgie in altarmenischer Sprache mit traditioneller kirchlicher Musik.

Lutherbier und Lutherwaffeln

Der Ort der Pressekonferenz am Dienstag in Wien war bewusst gewählt: das Bibelzentrum am Museumsquartier. Dieses lädt in der "Langen Nacht" u.a. zu einer Reise in die Zeit der Reformation ein, mit Lutherbier, Lutherwaffeln und vielen Informationen rund um die Bibel und die Reformation, wie Direktorin Jutta Henner ankündigte. Menschen verschiedener Altersgruppen zu einer Begegnung mit der Bibel einzuladen, sei das zentrale Anliegen des Bibelzentrums. Seit seiner Eröffnung im Frühjahr 2005 hätten bereits weit mehr als 50.000 Besucher sich hier an diesem einzigartigen "Ort zum Wort" eingefunden, so Henner.

Im Rahmen der "Langen Nacht" gibt es u.a. Kurzführungen durch die neue Ausstellung "Bibel und Reformation", auf alle Kinder warten Stationen, in denen sie um die Welt reisen und Sprachen entdecken, in denen die Bibel heute übersetzt ist. Mit einer historischen Bibeldruckplatte können die Kinder auch eine Bibelseite selbst drucken und erfahren dabei, wie die Bibel früher vervielfältigt wurde. Dazu gibt es beispielsweise auch Bibeltexte in verschiedenen Sprachen zu hören, wenn Künstler aus Indien, Nigeria und Chile musizieren und erzählen, was ihnen die Bibel bedeutet.

"Lange Nacht" in Europa

Längst hat die "Lange Nacht der Kirchen" auch die österreichischen Grenzen überschritten. "Lange Nächte" gibt es u.a auch in Ungarn, Südtirol, Tschechien, der Slowakei, Estland und der Schweiz. Die nächsten "Langen Nächte" finden übrigens am 25. Mai 2018 und am 24. Mai 2019 statt.

Alle Infos: www.langenachtderkirchen.at

Quelle:
oekumene.at