IKG-Präsident Deutsch zu Papstempfang: "Historischer Moment"

Erstmals gemeinsame offizielle Antwort von rabbinischen Organisationen zum Christentum wurde von Wiener Oberrabbiner Folger an Franziskus überreicht "historischen Moment"

Als einen "historischen Moment" hat der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, die Überreichung einer wegweisenden jüdischen Erklärung an Papst Franziskus bezeichnet. Im Rahmen einer Papstaudienz am Donnerstag im Vatikan überreichte der Wiener Oberrabbiner Arie Folger als einer der Autoren an Franziskus ein Dokument, das die erste gemeinsame offizielle Antwort von rabbinischen Organisationen zum Christentum bildet.

"Religionsgemeinschaften sind heute einerseits mit drohender Gewalt von Extremisten und andererseits mit wachsendem Unverständnis einer zunehmend religionsfeindlichen Welt konfrontiert", teilte Folger in einer Aussendung der Kultusgemeinde am Freitag mit. Dabei hätten die Religionsgemeinschaften in der Geschichte wesentlich zum Wohl der Gesellschaft beigetragen. "Um den gesellschaftlichen Herausforderungen besser gewachsen zu sein, versuchen wir unsere Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den Katholiken zu stärken."

Präsident Deutsch bekundete seinen Stolz, dass der Oberrabbiner von Wien für die Verfassung dieses Dokuments ausersehen wurde. Folger wurde als Mitglied des Standing Committee for the Conference of European Rabbis und Officer des Rabbinical Council of America 2015 für diese Aufgabe eingesetzt. Der Text wurde in Abstimmung mit den rabbinischen Organisationen verfasst, einer der Unterzeichner ist Oberrabbiner Folger.

Darin würdigen die Vertreter des Judentums das Konzilsdokument "Nostra aetate" über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und erklären zu den Beziehungen mit der katholischen Kirche: Die Rabbiner wollten partnerschaftlich und solidarisch gemeinsam mit den Christen für Toleranz, für eine positive Einstellung zu anderen Religionen, gegen Hass und für den Frieden eintreten - trotz theologischer Differenzen. "Es wäre schön, wenn dieser Impuls seine positive Wirkung in die Zukunft hat", so die Hoffnung von Präsident Deutsch.

Papst: Christen und Juden "Brüder"

Papst Franziskus hatte Christen und Juden nach dem Empfang am Donnerstag als "Partner, enge Verbündete, Freunde und Brüder im beiderseitigen Streben nach einer besseren Welt, die mit Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit gesegnet ist", bezeichnet. Judentum und katholische Kirche erlebten augenblicklich eine Phase des "fruchtbaren Dialogs".

Das spiegle sich auch in dem Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom", das von der Europäischen Rabbinerkonferenz und dem Rabbinerrat von Amerika im Februar veröffentlicht worden war, sagte Franziskus. Das Papier verhehle nicht die theologischen Differenzen, bekunde aber den Wunsch nach engerer Zusammenarbeit.

Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at