Kultusgemeinde und Erzdiözese wollen Zusammenarbeit stärken

-IKG
Oberrabbiner Folger und IKG-Präsident Deutsch übergaben Kardinal Schönborn Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom" über jüdisch-christlichen Dialog - Schönborn: Dokument ist "Arbeitsauftrag"

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) und die Erzdiözese in Wien wollen ihre Zusammenarbeit weiter verbessern. Das haben Oberrabbiner Arie Folger, Kardinal Christoph Schönborn und IKG-Präsident Oskar Deutsch bei einem Festakt in Wien bekräftigt. Als Zeichen der Verbundenheit überreichte Folger dem Kardinal dabei am Donnerstag als einer der Autoren das Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom" - eine Erklärung zum jüdisch-christlichen Dialog, "die eine positive Zukunft zwischen Juden und katholischer Kirche noch stärker machen wird", wie IKG-Präsident Deutsch sagte.
Schon bisher habe die Zusammenarbeit von Kultusgemeinde und Erzdiözese "sehr gut funktioniert", erklärte Oberrabbiner Folger: "Wir wollen aber noch mehr erreichen." Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und der Konzilserklärung "Nostra aetate", das in neues Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und vor allem zum Judentum eröffnete, habe sich sehr viel getan. Mit dem neuen Dokument gebe es nun auch erstmals eine offizielle Antwort von jüdischer Seite auf dieses Bemühen. "Wir wollen aber nicht nur nett übereinander reden, sondern wir hoffen auf vertiefte Zusammenarbeit in jenen Gebieten, wo wir gemeinsame Interessen haben", sagte der Wiener Oberrabbiner.

"Zwischen Jerusalem und Rom" sei ein Arbeitsauftrag, der beide Seiten verpflichte, über Worte hinauszugehen und Taten folgen zu lassen, erläuterte Kardinal Schönborn. Es seit Zeit für ein "Miteinander in geachteter Verschiedenheit". Die Erklärung sei wie ein Streichholz, dessen Feuer zügig weitergegeben werden müsse, damit es nicht verlischt. Schönborn plädierte dafür, von- und übereinander zu lernen, denn durch Unwissenheit habe das Christentum über Jahrhunderte hinweg viel Leid über das Judentum gebracht.

Österreich und insbesondere Wien habe hier eine Vorreiterrolle, denn kaum woanders funktioniere der interreligiöse Dialog "derart kultiviert, institutionalisiert und auch anerkannt", betonte der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. Er verwies auf die "Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften" und den Koordinierungsausschuss für jüdisch-christliche Zusammenarbeit. Trotz der Verschiedenheiten, "die nun mal da sind und die nicht wegdiskutiert werden können", habe sich der Dialog auf pragmatischer Ebene seit "Nostra aetate" stetig weiterentwickelt und schlussendlich auch die Erklärung "Zwischen Jerusalem und Rom" möglich gemacht.

Von jüdischer Seite aus gehe es aber nicht um eine theologische Auseinandersetzung, sondern um eine gelungene Koexistenz in einer diversen Gesellschaft, betonte Hofmeister weiter. Die ethischen, gesellschaftlichen und auch politischen Herausforderungen machten eine Zusammenarbeit der Religionen nötig.

Hofmeister erinnerte an die bestehende "fruchtbare" Kooperation an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems. Dort werden künftig nicht nur christliche und islamische, sondern auch jüdische Religionslehrer ausgebildet. Im Moment entsteht an der KPH das "Rabbiner David Feuchtwang-Kompetenzzentrum", das für die Ausbildung der jüdischen Religionslehrer im deutschsprachigen Raum zuständig sein wird.

Antwort auf "Nostra aetate"

Hinter dem Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom" stehen Vertreter der europäischen Rabbinerkonferenz, des Oberrabbinats in Israel und der orthodoxen Rabbiner in den USA. Den Vorsitz der Autorenkommission hatte der Wiener Oberrabbiner Folger inne. Das Dokument, das Anfang September in Rom Papst Franziskus überreicht wurde, gilt als erste offizielle Antwort von rabbinischen Organisationen zum Konzilsdokument "Nostra aetate".

In dem Schreiben würdigen die Vertreter des Judentums das Konzilsdokument "Nostra aetate" über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und erklären zu den Beziehungen mit der katholischen Kirche: Die Rabbiner wollten partnerschaftlich und solidarisch gemeinsam mit den Christen für Toleranz, für eine positive Einstellung zu anderen Religionen, gegen Hass und für den Frieden eintreten - trotz theologischer Differenzen. "Es wäre schön, wenn dieser Impuls seine positive Wirkung in die Zukunft hat", so die Hoffnung von IKG-Präsident Deutsch.

Quelle: kathpress