Über das Fasten

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Als ein geistliches Unterfangen ist das wahre Fasten nicht zu trennen vom unaufhörlichen Gebet und von der aufrichtigen Umkehr. „Umkehr ohne Fasten ist nutzlos“ (Basileios der Große, Über das Fasten 1,3: PG 31 ,168A), ebenso wie Fasten ohne Werke der Barmherzigkeit tot ist, besonders heutzutage, wo die ungleiche und ungerechte Verteilung von Gütern ganze Völker ihres täglichen Brotes beraubt. „Da wir leiblich fasten, Brüder, lasst uns auch geistig fasten. Lasst uns jedes Band der Ungerechtigkeit zerreißen und jegliche Fessel des gewaltsamen Umgangs lösen. Lasst uns jedes ungerechte Urteil ablegen und den Hungrigen Brot geben und in unseren Häusern die Armen willkommen heißen, die kein Dach über dem Kopf haben“ (Sticheron in der Vesper vom Mittwoch der ersten Fastenwoche; vgl. Jes 58‚6-7). Fasten kann nicht auf den schlichten und formellen Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel reduziert werden. „So reicht es für ein lobenswertes Fasten nicht aus, auf Nahrungsmittel zu verzichten, lasst uns vielmehr in einer annehmbaren Weise fasten, die Gott wohlgefällig ist. Wahres Fasten wendet sich gegen das Böse, es ist Enthaltsamkeit der Zunge.; es bedeutet, den Zorn im Zaum zu halten und ist Trennung von Lüsten‚ übler Nachrede, Lüge und Meineid. Verzicht auf diese Dinge ist das wahre Fasten, und solch ein Fasten ist gut“ (Basileios der Große, Über das Fasten 2,7: PG 31, 196D). Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel beim Fasten und Mäßigung, nicht nur in dem, was wir essen, sondern auch wie viel wir essen, stellt den sichtbaren Aspekt dieses geistlichen Unterfangens dar. „Im wörtlichen Sinne ist Fasten Verzicht auf Nahrung, doch Nahrung macht uns weder mehr noch weniger gerecht. lm geistlichen Sinne ist es jedoch klar, dass für jeden von uns das Leben aus der Nahrung kommt und der Mangel von Nahrung ein Symbol des Todes ist, und folglich müssen wir uns notwendig weltlicher Dinge enthalten, damit wir der Welt sterben und daraufhin, dank der Teilhabe an der göttlichen Nahrung, in Gott leben“ (Klemens von Alexandrien, Von der prophetischen Ekloge: PG 9, 704D — 705A). Folglich betrifft das wahre Fasten das gesamte Leben der Glaubenden in Christus und wird gekrönt durch ihre Teilnahme am Gottesdienst, insbesondere am Mysterium der Heiligen Eucharistie.

Die Bedeutung des Fastens und seine Befolgung heute, Art. 3 (aus: Die offizielle Dokumente der orthodoxen Synode auf Kreta 18. bis 26. Juli 2016)