Kirchen bekennen sich zum Dialog mit dem Judentum
Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zum "Tag des Judentums" - Oberkirchenrätin Bachler fordert "ständigen, aktiven, von gegenseitiger Wertschätzung getragenen Dialog"
Wien, 18.01.2018 (KAP) Zum "ständigen, aktiven, von gegenseitiger Wertschätzung getragenen Dialog zwischen Christen und Juden" hat die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler aufgerufen. Ein solcher Dialog sei zum einen eine absolute Notwendigkeit, zum anderen auch eine große Bereicherung, sagte Bachler in ihrer Predigt am Mittwochabend beim Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in Wien. An dem Gottesdienst in der altkatholischen Heilandskirche nahmen u.a. ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld, Dechant Ferenc Simon (Katholische Kirche), Bischof Heinz Lederleitner (Altkatholische Kirche), Bischofsvikar Patrick Curran (Anglikanische Kirche) sowie Pastorin Esther Handschin und Pastor Helmut Nausner (Methodistische Kirche) teil.
Wien, 18.01.2018 (KAP) Zum "ständigen, aktiven, von gegenseitiger Wertschätzung getragenen Dialog zwischen Christen und Juden" hat die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler aufgerufen. Ein solcher Dialog sei zum einen eine absolute Notwendigkeit, zum anderen auch eine große Bereicherung, sagte Bachler in ihrer Predigt am Mittwochabend beim Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in Wien. An dem Gottesdienst in der altkatholischen Heilandskirche nahmen u.a. ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld, Dechant Ferenc Simon (Katholische Kirche), Bischof Heinz Lederleitner (Altkatholische Kirche), Bischofsvikar Patrick Curran (Anglikanische Kirche) sowie Pastorin Esther Handschin und Pastor Helmut Nausner (Methodistische Kirche) teil.
Die christlichen Kirchen in Österreich begehen seit dem Jahr 2000 am 17. Jänner den "Tag des Judentums", um an die jüdischen Wurzeln des Christentums zu erinnern. Die Kirchen gehen davon aus, dass man nicht Christ sein kann, wenn man das jüdische Erbe nicht hochschätzt. Der Gottesdienst in der Heilandskirche stand unter einem Motto aus dem
Psalm 36: "Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen." Die Kollekte war - wie jedes Jahr - für die Aktivitäten des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit gewidmet.
Die Geschichte von Judentum und Christentum sei über weite Strecken eine "Unheilsgeschichte" gewesen, geprägt von einem jahrhundertelangen christlichen Antijudaismus mit oftmals gewalttätigen Auswüchsen, so Oberkirchenrätin Bachler in ihrer Predigt: "Die Hebräische Bibel wurde als 'Altes Testament' christlicherseits vereinnahmt, das Judentum als Gottesvolk enteignet und durch die Kirche als abgelöst betrachtet."
Der Weg zur Rückbesinnung auf die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens sei ein langer gewesen. Für das Judentum habe dies immer wieder Verfolgung und Tod bedeutet.
Erste Ansätze des beginnenden gleichberechtigten Gesprächs zwischen jüdischen und christlichen Einzelpersönlichkeiten seien erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wahrzunehmen. Diese beginnenden Dialogbemühungen seien aber auch nur von kurzer Dauer gewesen und wurden "erstickt durch den nationalsozialistischen Antisemitismus und die Shoa, in der rund sechs Millionen europäischer Jüdinnen und Juden ermordet wurden". Erst die Tragödie der Shoa habe für die christliche Theologie schließlich den entscheidenden Wendepunkt in der Definition ihrer Haltung zum Judentum markiert.
Bachler: "Im Jahr 1 nach dem 500. Reformationsjubiläum möchte ich ergänzen, dass auch die Evangelischen Kirchen bis auf wenige
Einzelne in der Zeit des Nationalsozialismus versagten, weil sie Menschen jüdischen Glaubens nicht schützten und sich dem Holocaust nicht vehement entgegenstellten." Erst nach 1945 hätten die Evangelischen Kirchen begonnen, den verhängnisvollen Weg des Antijudaismus zu verlassen und hätten zugleich die Bedeutung des jüdischen Erbes für den christlichen Glauben völlig neu verstehen gelernt.
(Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress
Psalm 36: "Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen." Die Kollekte war - wie jedes Jahr - für die Aktivitäten des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit gewidmet.
Die Geschichte von Judentum und Christentum sei über weite Strecken eine "Unheilsgeschichte" gewesen, geprägt von einem jahrhundertelangen christlichen Antijudaismus mit oftmals gewalttätigen Auswüchsen, so Oberkirchenrätin Bachler in ihrer Predigt: "Die Hebräische Bibel wurde als 'Altes Testament' christlicherseits vereinnahmt, das Judentum als Gottesvolk enteignet und durch die Kirche als abgelöst betrachtet."
Der Weg zur Rückbesinnung auf die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens sei ein langer gewesen. Für das Judentum habe dies immer wieder Verfolgung und Tod bedeutet.
Erste Ansätze des beginnenden gleichberechtigten Gesprächs zwischen jüdischen und christlichen Einzelpersönlichkeiten seien erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wahrzunehmen. Diese beginnenden Dialogbemühungen seien aber auch nur von kurzer Dauer gewesen und wurden "erstickt durch den nationalsozialistischen Antisemitismus und die Shoa, in der rund sechs Millionen europäischer Jüdinnen und Juden ermordet wurden". Erst die Tragödie der Shoa habe für die christliche Theologie schließlich den entscheidenden Wendepunkt in der Definition ihrer Haltung zum Judentum markiert.
Bachler: "Im Jahr 1 nach dem 500. Reformationsjubiläum möchte ich ergänzen, dass auch die Evangelischen Kirchen bis auf wenige
Einzelne in der Zeit des Nationalsozialismus versagten, weil sie Menschen jüdischen Glaubens nicht schützten und sich dem Holocaust nicht vehement entgegenstellten." Erst nach 1945 hätten die Evangelischen Kirchen begonnen, den verhängnisvollen Weg des Antijudaismus zu verlassen und hätten zugleich die Bedeutung des jüdischen Erbes für den christlichen Glauben völlig neu verstehen gelernt.
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Quelle: kathpress