Kirchenbeitrag-Absetzbarkeit: Orthodoxe wollen Gleichbehandlung

Orthodoxe Bischofskonferenz von Österreich äußert Unverständnis über neue Behördenpraxis - Bis 2017 war Absetzbarkeit möglich, seither nicht mehr - Metropolit Arsenios spricht von Ungerechtigkeit und hofft auf Einlenken der Verantwortlichen - Russisch-orthodoxer Vertreter wegen innerorthodoxem Konflikt bei Vollversammlung abwesend
Während der Kirchenbeitrag von Katholiken und evangelischen Christen von der Steuer abgesetzt werden kann, ist das bei orthodoxen Christen seit 2017 nicht mehr der Fall. Die Orthodoxe Kirche in Österreich sieht darin eine Ungerechtigkeit und möchte eine gesetzliche Änderung. Das hat Metropolit Arsenios (Kardamakis) im Anschluss an die vorwöchige Herbstvollversammlung der Orthodoxen Bischofskonferenz von Österreich gegenüber "Kathpress" betont. Die offizielle Begründung, dass es sich bei den Kirchenbeiträgen der Orthodoxie nicht um verpflichtende Abgaben wie in der katholischen und evangelischen Kirche handelt, wollte er so nicht gelten lassen.

Die Kirchenbeiträge der orthodoxen Christen seien für die Kirche essentiell, es widerspreche aber dem orthodoxen Prinzip, die finanziellen Zuwendungen für die Kirche gesetzlich verpflichtend einzufordern. Er hoffe sehr, so Metropolit Arsenios, dass es diesbezüglich bei den politisch Verantwortlichen ein Umdenken geben wird. Man sei jedenfalls im Gespräch. Neben dem Kirchenbeitrag waren bei der Tagung der Bischofskonferenz Religionsunterricht, Jugendarbeit, Ökumene, Öffentlichkeitsarbeit sowie Gefängnis, Militär- und Krankenhausseelsorge weitere Themen.

In der seit 2010 bestehenden Orthodoxen Bischofskonferenz von Österreich sind die Bischöfe der Patriarchate von Konstantinopel, Antiochien, Moskau, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Georgien vertreten. Metropolit Arsenios ist als Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in Österreich automatisch auch Vorsitzender der Bischofskonferenz. An der jüngsten Vollversammlung am Freitag in den Räumlichkeiten der bulgarischen Kirche zum Heiligen Iwan Rilski in Wien nahmen neben Metropolit Arsenios u.a. der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) und der rumänisch-orthodoxe Bischof Serafim (Jonta) teil. Der bulgarisch orthodoxe Bischof Antonij (Mihalev) sowie der antiochenische Bischof Isaak (Barakat) und die georgische Kirche sandten ebenfalls Vertreter nach Wien.

Bedauern über russische Sanktionen

Einzig die russisch-orthodoxe Kirche war bei der Tagung nicht vertreten. Denn nachdem das Ökumenische Patriarchat zwei Exarchen für die Ukraine ernannt hat, die die Autokephalie (Unabhängigkeit) der örtlichen Kirche vorbereiten sollen, hat das Patriarchat von Moskau aus Protest Mitte September die Beziehungen mit dem Patriarchat von Konstantinopel eingefroren. Im Sanktionenpaket ist auch eingeschlossen, dass die Teilnahme an den nationalen Bischofskonferenzen ebenso wie die Teilnahme an Ökumenetreffen russischerseits ab jetzt ruhend gestellt wird.

Metropolit Arsenios bedauerte dies gegenüber "Kathpress" einmal mehr. Er rief die russische Kirche zur Rückkehr und Wiederaufnahme der bisher guten Zusammenarbeit auf. Das sei der Wunsch aller in der Bischofskonferenz vertretenen Kirchen gewesen, "und dafür haben wir auch gebetet". Die nächste Vollversammlung der Bischofskonferenz findet im Oktober 2019 statt.

Quelle: kathpress