Plädoyer für einen »Sonntag des Judentums«
20.01.20 Tag des Judentums
Prof. Dr. Martin Jäggle
Seit über 20 Jahren begehen die Kirchen Österreichs jeweils am 17. Jänner den "Tag des Judentums". Als Gedenktag im Kirchenjahr führte der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) diesen Tag ein. Christinnen und Christen sollen ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusstwerden. Zugleich lädt dieser Tag ein, an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte zu gedenken. Wie sehr sich der "Tag des Judentums" in diesen Jahren etabliert hat, zeigen die vielfältigen Veranstaltungen und Gottesdienste in Österreich. Was mit "Gedenktag" begonnen hat, wurde um einen "Lerntag" erweitert, um einen "Tag des Lernens vom Judentum". Das hat vielfältige Formen und findet an unterschiedlichen Orten statt.
Entscheidend dabei ist, nicht über das Judentum zu lernen, sondern vom Judentum und besonders mit mit Jüdinnen und Juden.
An Schulen und Jugendzentren werden jüdische Jugendliche eingeladen, um über ihre Religion mit Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen. Unterstützung finden solche Initiativen bei LIKRAT, dem Dialogprojekt mit Jugendlichen der Jüdischen Gemeinde.
In den Sonntagsgottesdiensten der Kirchen werden für die Homilie zu den Lesungen aus dem Alten/Ersten Testament jüdische Schriftauslegungen herangezogen, weil die Christen "viel von der jüdischen Exegese lernen" können, wie der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Josef Ratzinger, betonte.
Das Katholische Bibelwerk und die Österreichische Bibelgesellschaft laden einen international führenden Rabbiner zu einem Vortrag über jüdische Schriftauslegung ein und die Jüdische Gemeinde stellt dafür ihr Gemeindezentrum zur Verfügung. Entscheidend dabei ist, nicht über das Judentum zu lernen, sondern vom Judentum und besonders mit mit Jüdinnen und Juden.
Der Wunsch von Dechant Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für jüdisch-christliche Zusammenarbeit in der Erzdiözese Wien, nach einem "Sonntag des Judentums" hat eine innere Logik, wie er treffend sagt: "Wir hätten dann zwei thematische Sonntage, die wie eine Klammer die ‚Gebetswoche für die Einheit der Christen‘ rahmen würden. Den 'Sonntag des Judentums' am Beginn und den 'Sonntag des Wortes Gottes' am Ende der Gebetswoche."
2021 ist der 17. Jänner ein Sonntag. Dann wird aus dem "Tag des Judentums" ein "Sonntag des Judentums" und alle Kirchen können in ihren Sonntagsgottesdiensten dem Anliegen des "Tag des Judentums" entsprechen. Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit wird sie dabei unterstützen.
So würden die Kirchen auch ihrer Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus gerecht werden, einer Aufgabe, die erstmals im Regierungsprogramm 2020-2024 einen breiten Raum einnimmt. Zugleich wäre dies eine angemessene Antwort im Gedenken der "Wiener Gesera" und ihr blutiges Ende am 12. März 1421.
Dr. Martin Jäggle ist Präsident des Koordinierungsausschusses für jüdisch-christliche Zusammenarbeit.
Quelle: https://www.katholisch.at/standpunkt/jaeggle/tagdesjudentums
Seit über 20 Jahren begehen die Kirchen Österreichs jeweils am 17. Jänner den "Tag des Judentums". Als Gedenktag im Kirchenjahr führte der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) diesen Tag ein. Christinnen und Christen sollen ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusstwerden. Zugleich lädt dieser Tag ein, an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte zu gedenken. Wie sehr sich der "Tag des Judentums" in diesen Jahren etabliert hat, zeigen die vielfältigen Veranstaltungen und Gottesdienste in Österreich. Was mit "Gedenktag" begonnen hat, wurde um einen "Lerntag" erweitert, um einen "Tag des Lernens vom Judentum". Das hat vielfältige Formen und findet an unterschiedlichen Orten statt.
Entscheidend dabei ist, nicht über das Judentum zu lernen, sondern vom Judentum und besonders mit mit Jüdinnen und Juden.
An Schulen und Jugendzentren werden jüdische Jugendliche eingeladen, um über ihre Religion mit Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen. Unterstützung finden solche Initiativen bei LIKRAT, dem Dialogprojekt mit Jugendlichen der Jüdischen Gemeinde.
In den Sonntagsgottesdiensten der Kirchen werden für die Homilie zu den Lesungen aus dem Alten/Ersten Testament jüdische Schriftauslegungen herangezogen, weil die Christen "viel von der jüdischen Exegese lernen" können, wie der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Josef Ratzinger, betonte.
Das Katholische Bibelwerk und die Österreichische Bibelgesellschaft laden einen international führenden Rabbiner zu einem Vortrag über jüdische Schriftauslegung ein und die Jüdische Gemeinde stellt dafür ihr Gemeindezentrum zur Verfügung. Entscheidend dabei ist, nicht über das Judentum zu lernen, sondern vom Judentum und besonders mit mit Jüdinnen und Juden.
Der Wunsch von Dechant Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für jüdisch-christliche Zusammenarbeit in der Erzdiözese Wien, nach einem "Sonntag des Judentums" hat eine innere Logik, wie er treffend sagt: "Wir hätten dann zwei thematische Sonntage, die wie eine Klammer die ‚Gebetswoche für die Einheit der Christen‘ rahmen würden. Den 'Sonntag des Judentums' am Beginn und den 'Sonntag des Wortes Gottes' am Ende der Gebetswoche."
2021 ist der 17. Jänner ein Sonntag. Dann wird aus dem "Tag des Judentums" ein "Sonntag des Judentums" und alle Kirchen können in ihren Sonntagsgottesdiensten dem Anliegen des "Tag des Judentums" entsprechen. Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit wird sie dabei unterstützen.
So würden die Kirchen auch ihrer Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus gerecht werden, einer Aufgabe, die erstmals im Regierungsprogramm 2020-2024 einen breiten Raum einnimmt. Zugleich wäre dies eine angemessene Antwort im Gedenken der "Wiener Gesera" und ihr blutiges Ende am 12. März 1421.
Dr. Martin Jäggle ist Präsident des Koordinierungsausschusses für jüdisch-christliche Zusammenarbeit.
Quelle: https://www.katholisch.at/standpunkt/jaeggle/tagdesjudentums